
Großmutterwangenfleisch
Eisig, der Druck, der immer kommt, wenn sie die Großmutter zu lange betrachtet, deren Finger, bläulich, faltige Hände, die hat sie einst gehalten am Beginn vieler Nächte, ob die Fingerspitzen das noch wissen oder hat der gesamte Großmutterkörper alles vergessen, das Streicheln, das Waschen, das Kochen, das Tun, wann war die Großmutter zuletzt da gewesen, fragt die Enkelin sich, welcher war der letzte Tag gewesen, an dem sie war, und dann ist sie aufgewacht und war fort, der Mensch, der gelebt hat in ihrem Körper, mit diesen Beinen, Füßen, mit diesem Bauch, der Mensch, der geboren hat und die Brust, die einen anderen genährt hat, wann ist dieser Mensch fortgegangen, an welchem Tag, zu welcher Stunde, nein, das geschah nicht von heute auf morgen, noch schlimmer, denkt die Enkelin und erinnert sich an die Großmutter mit den Handflächen auf den Augen, die Tränen unter diesen Handflächen, Salz, das sich in das Großmutterwangenfleisch gegraben hat, geschluchzt hat sie, ich werd schon ganz deppert, hat sie geklagt, aber nein, haben sie alle beteuert, aber nein …
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