
Prägen uns die Bücher unserer Kindheit?
Ob Vor-, Erst- und Selbstlesebücher, Bilderbücher oder Jugendromane: Die ersten Bücher, mit denen wir uns auseinandersetzen, können uns für immer begleiten.

Neben populären Erzählungen wie „Die kleine Raupe Nimmersatt“, „Lollo“, „Pippi Langstrumpf“, „Das kleine Ich-bin-ich“, „Die Omama am Apfelbaum“, „Die kleine Hexe“, „Hatschi Bratschis Luftballon“ u. Ä. war mein absolutes Lieblingsbuch, das in mir erstmals eine tiefe Verbundenheit zu einer Figur wecken konnte, das eher unbekannte „Wiseli“ (urspr. „Wie Wiselis Weg gefunden wird“). Geschrieben wurde die Erzählung bereits 1878 von Johanna Spyri, der Schöpferin von „Heidi“. Anders als heute üblich, wo die Welt in den meisten Geschichten für Kinder ziemlich heil ist, führt Wiseli ein hartes Leben in einem Bergdorf – zunächst als Halb- und danach als Vollwaise. Die Stimmung ist bedrückend, gerade deshalb ist der Text einnehmend. Als Mädchen habe ich dieses Buch immer und immer wieder gelesen.
Lesetipp: Spyri, Johanna: Wiseli; z. B. Fischer 1994, nur gebraucht zu erwerben
Übrigens: Nicht die Länge einer Erzählung bedingt deren Wert, sondern ihr Inhalt und ihre Aussage. „Die kleine Maus“ von Susanne Riha (1988) besteht aus lediglich 18 Sätzen, aber hier gilt: Jeder Satz ein Treffer. Bei meinen Lektoraten stelle ich häufig fest, dass die AutorInnen zu viel erzählen und erklären. Vielleicht kann auch deine Erzählung gekürzt werden oder früher enden und dadurch an erzählerischer Dichte und Fahrt gewinnen?